In der akuten Corona-Zeit haben sich viele Leute Sorgen um die ältere Generation gemacht, die als Risikogruppe besonders gefährdet war. Diese Menschen wurden gebeten, zu Hause oder in den Pflegeheimen zu bleiben und keinen Kontakt zu den Jüngeren zu haben, die zwischen Homeoffice, Kinderbetreuung und Homeschooling zu Hause oft überfordert waren.
Doch wir Babyboomer sind genau dazwischen. Aktiv und leistungsfähig stehen wir mitten im Leben, treffen Freunde, betreuen unsere Enkel, arbeiten ehrenamtlich oder reisen in ferne Länder. Aber plötzlich sind auch wir Risikogruppe und sollen uns ohne direkten Kontakt zu Kindern und Enkelkindern und anderen zu Hause verschanzen.
Was sollen wir hier tun? Homeoffice ist in der Pension nicht mehr aktuell und unsere liebgewonnenen anderen Aktivitäten fallen alle aus. Noch nie im Leben haben wir uns so unnütz und abgeschnitten gefühlt, unsichtbar und vergessen zwischen der Jüngeren und der älteren Generation.
Wer einen Garten oder zumindest einen Balkon hat, kann dort regelmäßige Beschäftigung und etwas Sinn finden. Aber als Single alleine in einer kleinen Wohnung fühlt man sich wie Rilkes Panther im Käfig.
Plötzlich rückt die eigene Wohnsituation in den Mittelpunkt des Lebens und man fragt sich: will ich so leben? Passt die Größe der Wohnung zu mir? Wohne ich gerne alleine oder bekommen gemeinschaftliche Wohnprojekte in Zeiten wie diesen nicht doch einen ungeahnten Reiz? Was sind meine Wohnträume und was davon möchte ich gerne verwirklichen?
Vielleicht ist jetzt die richtige Zeit, genau hinzuschauen und zu erkennen, was an meiner Wohnsituation mir nicht mehr dient. Vieles habe ich mir gar nicht so ausgesucht, sondern es hat sich eben so ergeben, z.B. noch nach den Bedürfnissen einer Familie gestaltet, bevor die Kinder ausgezogen sind. Jetzt stehen diese Räume leer und wollen trotzdem geputzt werden. Belebt fühlen sie sich dennoch nicht mehr an: Mehr Last als Freude, atmosphärisch wie physisch.
Wenn ich ganz von vorne beginnen und wirklich so wohnen könnte, wie es für mich und meine Zukunft – NICHT meine Vergangenheit – ideal wäre, dann….
Ah, diese Zeit, in der wir uns zurückziehen sollen ist doch nicht so unnütz, wie ich zuerst dachte. Ich werde sie dazu verwenden die Erfahrungen der letzten Wochen zu reflektieren und meine Zukunft zu planen!