Am 30.11.2020 erschien im Lokalteil der Salzburger Nachrichten ein Artikel über die Baugruppe „Silberstreif“ und die Praxis der Wohnungsvergabe der Stadt Salzburg. (Siehe Bild)
Dazu haben Sonja Schiff und Ursula Spannberger einen Leserinnenbrief verfasst:
Wohnungsvergabe der Stadt – zu kurz gedacht
Die Baugruppe „Silberstreif“ möchte in der neu geplanten Siedlung am Dossenweg in Gneis ein Haus mieten, um proaktiv der Einsamkeit im Alter vorzubauen und einander so lange wie möglich, bei Hilfebedarf gegenseitig zu unterstützen.
Solche Baugruppen gibt es bereits in vielen Städten, die Politik hat dort erkannt, welche Bereicherung diese für das städtische Leben sind. Nicht so in Salzburg! Sozialstadträtin Anja Hagenauer meint: „Ein Teil der Baugruppe ist gut wohnversorgt“ und lehnt eine Vergabe durch die Stadt ab.
Bei der Wohnungsvergabe einer Stadt geht es jedoch nicht nur darum, derzeit Wohnungslosen ein Dach über dem Kopf zu geben! Menschen suchen eine neue Wohnung, um sich einer neuen Lebenssituation anzupassen. Das ist zB. eine Vergrößerung, wenn Kinder dazu kommen. Es kann aber – wie beim Älterwerden oft der Fall – eine Verkleinerung sein, wenn die Kinder wieder ausgezogen sind oder die aktuelle Wohnung für die nächste Lebensphase nicht mehr geeignet ist. Damit wird wiederum Wohnraum frei, der anderweitig dringend gebraucht wird!
Eine attraktive, lebendige Siedlung, die nicht nur als Schlafstadt dient, lebt von der Vielfalt und der guten Durchmischung der Bewohner*innen, aber auch von zusätzlichen Treffpunkten wie Cafés, Co-Working-Spaces, Kinderbetreuung, Nachbarschaftshilfe. Das entsteht nicht von selbst, nicht umsonst gibt es vielfach Stadtteilzentren, die von der Stadt betrieben werden müssen. „Silberstreif“ reduziert durch die gegenseitige Unterstützung nicht nur Kosten der öffentlichen Hand und der Sozialen Dienste, sondern bietet sogar an, der neuen Siedlung mit 1100 ehrenamtlichen Stunden pro Jahr ein soziales Herz, in Form eines Stadtteil-Treffs, zu geben. Eine solche Gruppe einfach abzulehnen ist in unserer älterwerdenden Gesellschaft eindeutig zu kurz gedacht.
Sonja Schiff, MA
DIin Ursula Spannberger
Neues WOHNEN 70plus
Salzburg, 2020-11-30